Wir sind am Ende – wir brauchen mehr Hände
Schon im letzten Jahr hat die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende für die Gewerkschaft Ver.di Susanne Berg am 1. Mai gesprochen. Sie führte aus: „In den deutschen Krankenhäusern fehlt Personal – allein 80.000 zusätzliche Stellen für Pflegekräfte
notwendig, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten.“
Unter dem Titel „Wir sind am Ende – wir brauchen mehr Hände“ versucht die Gewerkschaft aktuell an einigen Kliniken – so auch in Lüchow-Dannenberg - Entlastungstarifverträge zu verhandeln.
Pflege verdient mehr!
Die Beschäftigten machen eine gesellschaftlich wertvolle Arbeit, die verantwortungsvoll ist, die viel Empathie benötigt, die körperlich schwer und emotional häufig belastend ist. Dafür ist die Bezahlung – später auch die Rente – viel zu niedrig. Genau das wollen wir ändern: Die Pflege muss in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen, und zwar spürbar, auch mit einer angemessenen Bezahlung. Die Pflegekräfte haben einfach bessere Löhne verdient.
Denn die Leistung erbringen die Menschen, die in der Pflege tätig und auf die in diesen Coronazeiten alle Scheinwerfer gerichtet sind, immer – 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr. Es ist gut, dass diese Leistung jetzt auch wahrgenommen wird; denn sie wird mit viel Empathie, mit hoher Fachlichkeit, aber eben auch mit viel Druck im Kessel erbracht. Deshalb müssen wir die Pflege stärken.
Zu viele Verlassen mittlerweile, wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, den Job. Wir müssen gemeinsam den Beruf wieder attraktiver machen.
Darum braucht es mehr Hände.
Um allerdings mehr Hände für die Pflege zu gewinnen, bedarf es neben aktuell von der Bundesregierung zur Verfügung gestellter Corona-Prämien eine auskömmliche tarifliche Bezahlung sowohl in der Kranken- wie auch in der Altenpflege.
Pflegemindestlohn steigt
Eine angemessene Bezahlung garantiert er noch nicht, aber er ist ein Schritt in die richtige Richtung: Der Pflegemindestlohn steigt. Vor allem Pflegekräfte in Ostdeutschland profitieren davon. ver.di konnte in der Pflegekommission langjährig geforderte Verbesserungen durchsetzen, erstmals auch einen Pflegemindestlohn für Fachkräfte und einen Urlaubsanspruch über den gesetzlichen Anspruch hinaus.
In der Altenpflege mit rund 1,2 Millionen Beschäftigten bekommt laut Arbeitsministerium nur knapp die Hälfte Tariflohn.
Silvia Bühler vom Ver.di-Bundesvorstand ruft die kommerziellen Pflegeunternehmen auf, ihren Widerstand gegen einen flächendeckenden Tarifvertrag endlich aufzugeben. „Die Altenpflege braucht gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung. Nur so werden sich in Zukunft genug Menschen für diesen so wichtigen und wunderbaren Beruf finden“, betont die Gewerkschafterin. „Wer eine gute Pflege will, muss jetzt mitziehen.“
Wie sagte das Ver.di-Mitglied Susanne Berg am 1. Mai 2021 in Lüchow: „Wir Pflegekräfte wollen handeln: Wir lassen uns keine Schuldgefühle mehr machen. Wir geben die Verantwortung für eine gute und sichere Versorgung an die Arbeitsgeber zurück und setzen Grenzen. Wir werden uns an die Arbeitsschutzgesetze und unsere arbeitsrechtlichen Verpflichtungen halten. In der Auseinandersetzung um die Bedingungen unserer Arbeit ist die Frage nach der Rechtsform des Arbeitsgebers nicht unerheblich. Gesundheit ist keine Ware – es darf bei der Gesundheitsversorgung nicht um Profite gehen.“
Es hat sich auch 2022 nichts geändert – der Kampf in der für gute tarifliche Bezahlung und Entlastung der Pflegenden muss weitergehen.